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Termine

Workshop und Vortrag mit Dr. Andrej Holm | Gentrification, Seggregation und das Recht auf Stadt

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Am 19.03.2014 ab 17:00 Uhr veranstaltet die Libertäre Gruppe Karlsruhe gemeinsam mit dem Bündnis Recht auf Stadt Karlsruhe einen Workshop mit Dr. Andrej Holm.


Der Workshop findet in der Planwirtschaft in der Werderstraße 28 in Karlsruhe statt. Im Anschluss folgt ab 20.00 Uhr der weiter unten beschriebene Vortrag. Informationen zum Referenten und ein Zitat der Pressesprecherin Petra Schwarz (Libertäre Gruppe KA) finden sie am Ende der E-Mail.

Im Workshop

"Das Recht auf die Stadt von morgen. Stadtteilmobilisierungen, MieterInnenkämpfe und städtische Utopien"

Soll unter anderem die Frage bearbeitet werden wie ein funktionierendes, kritisches und widerständisches Recht auf Stadt Bündnis in Karlsruhe aussehen kann.

Hier ein kleiner Ankündigungstext für den Workshop:

In den letzten Jahren formierten sich neue urbane soziale Bewegungen, die sich mit einer von unternehmerischen und technokratischen Strategien bestimmten Stadtpolitik konfrontiert sehen. Die in den Protesten aufblitzenden Momente der Aneignung, Selbstermächtigung und Solidarität zeigen: Die Stadt von Morgen entsteht nicht auf Reißbrettern und in Lesesälen, sondern liegt auf der Straße.

Weltweit haben sich soziale Bewegungen in den Konfliktlinien neoliberaler Neuordnungsprozesse des Städtischen positioniert. Neben existentiellen Forderungen nach angemessener Wohnungsversorgung, einem freien Zugang zu städtischen Infrastrukturen und einer umfassenden Bewegungsfreiheit artikuliert sich in den Protesten auch das Begehren auf Mitbestimmung, Selbstverwirklichung und Gestaltung künftiger Entwicklungen.

Im Unterschied zu den sozialen Kämpfen der fordistischen Ära müssen soziale und politische Rechte heute jedoch immer öfter privaten AkteurInnen abgetrotzt werden. Der Abschied von der Wohlfahrtsorientierung und die Etablierung unternehmerischer Strategien in der Stadtpolitik sind mit der Durchsetzung von Formen des Regierens verbunden, in der die Herstellung eines Konsens die Austragung von Konflikten ersetzt, in der ein technokratisches Management an die Stelle von demokratischen Verfahren tritt und ein depolitisierter Populismus die Fragen der Macht und struktureller Widersprüche aus den öffentlichen Auseinandersetzungen verdrängt.

Recht-auf-Stadt-Bewegungen stehen für die Praxis der Aneignung und bieten eine Klammer zur Kooperation verschiedener stadtpolitischer AkteurInnen. Insbesondere in der Fähigkeit der neuen städtischen Bewegungen, aus den vielfältigen Fragmentierungen etwas Gemeinsames zu erschaffen, erlangen städtische Utopien und Perspektiven der Repolitisierung konkrete Gestalt. Die in den Protesten aufblitzenden Momente der Aneignung, der Selbstermächtigung und der Solidarität zeigen: Die Stadt von Morgen entsteht nicht auf Reißbrettern und in Lesesälen, sondern liegt auf der Straße.

Eingeladen sind alle Menschen die sich für ihre Stadt und die Entwicklung ihrer Wohn- und Lebensumgebungen interessieren.

Vortrag:

Im Anschluss an den Workshop wird Dr. Andrej Holm, zusammen mit AktivistInnen aus Karlsruhe, über die negativen Auswirkungen der Stadtentwicklung, auch in Karlsruhe, referieren. Der nachfolgende Vortrag findet ab 20:00 Uhr ebenfalls in der Planwirtschaft statt.

Hierzu ein weiterer Ankündigungstext für den Vortrag und Diskussion:

In seinem Vortrag mit anschließender Diskussion wird Dr. Andrej Holm (Soziologe der Humbolduniversität Berlin) die negativen Auswirkungen der derzeitigen baulichen und sozialen Veränderungsprozesse vieler Städte unter die Lupe nehmen. Auch in Karlsruhe wird gebaut und umstrukturiert. Eines der Prestigeprojekte sind die Park Arkaden und das Park Office am neuen City Park in der Südoststadt. Ein luxuriöser Neubau mit Wohnungen im höchsten Preissegment.

Gleichzeitig stehen auf der Warteliste der Volkswohnung, der städtischen Wohnungsbaugesellschaft tausende Personen und es wird kaum etwas getan um diesem Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gerecht zu werden.

Will Mensch in Karlsruhe eine Wohnung mieten, so sind horrende Mieten und Makler*innengebühren zu bezahlen. gleichzeitig wird der Markt immer enger und die Konkurrenz unter den Mieter*innen nimmt stetig zu.

Doch was geschieht, wenn teuer Luxusbauten und die entsprechenden Geschäfte und Dienstleistungen den Kern einer Stadt prägen? Es kommt zum Segregationsprozess; Menschen mit niedrigerem Einkommen, alte Menschen, Flüchtlinge und Arbeitslose werden an den Rand der Stadt gedrängt. Das Ergebnis lässt sich an Paris unschwer erkennen. Im Zentrum schillernder Luxus für die einkommensstarke Oberschicht, am Rand die Banlieues mit ihren sozialen Problemen, die aus der Ausgrenzung der Bewohner*innen resultieren.

Wie schon Henry Lefebvre im seinem Buch "Le droit à la ville" (Das Recht auf Stadt) erkannte, werden Menschen durch die Umstrukturierung und Aufwertung ausgeschlossen. Ihnen wird das Recht auf Teilhabe an den Qualitäten und Leistungen einer urbanen Gesellschaft verwehrt.

Auch in Karlsruhe sind diese Prozesse bereits weit fortgeschritten. Die Innenstadt hat sich von einem Ort des Lebens und Handelns hin zu einer reinen Konsum und Arbeitswelt gewandelt. Der großstädtische Einheitsbrei aus H&M, Primark, Foot Locker und so weiter ist unschwer zu erkennen. Der lokale Einzelhandelweicht den Filialen multinationaler Konzerne. Die Stadt wird der kapitalistischen Verwertungslogik nach zum Standort in dem es nur mehr um Profit und nicht um die BewohnerInnen und ihren Handlungsspielraum geht. Die Verdichtung der Stadt durch ihre marktkonforme "Attraktivität" verursacht, dass Nischen und Gestaltungsspielräume verschwinden, die nichtverwertbaren Nutzungsvorstellungen von BewohnerInnen entsprechen.

Die fortschreitenden Prozesse zu analysieren, ihre negativen Auswirkungen wie Zwangsräumungen und Mietenwahnsinn zu erkennen und zu diskutieren soll Ziel der Veranstaltung sein.

Weiter wird Dr. Andrej Holm einen Ausblick geben über die Praxis der sich immer weiter verbreitenden Recht auf Stadt Netzwerke und Bündnisse. Es wird die Frage diskutiert wie und ob die Verwertungsprozesse aufzuhalten sind.

Informationen zu Dr. Andrej Holm:

Andrej Holm arbeitet als Stadtsoziologe an der Humboldt-Universität in Berlin und seit vielen Jahren in verschiedenen Stadtteil- und

Mieterinitiativen aktiv. Seine Forschungsschwerpunkte sind Wohnungspolitik, Gentrification und städtische Soziale Bewegungen. Regelmäßig informiert er auf seinem Gentrification Blog (http://gentrificationblog.wordpress.com/) über die Folgen der Aufwertung und die damit entstehenden Konflikte.

Kommentar von Petra Schwarz (Pressesprecherin der libertären Gruppe Karlsruhe)

"Wir freuen uns sehr dass es nach langer Vorbereitungszeit gelungen ist Dr. Andrej Holm als Referenten zu gewinnen.

Karlsruhe verändert sich, dass ist unschwer an den vielen Baustellen und Bauprojekten zu erkennen. Doch der soziale Aspekt dieser baulichen Veränderungen, nämlich die aktive Verdrängung einkommensschwacher Bevölkerungsgruppen an den Rand der Stadt wird gekonnt verschwiegen.

Durch Sanierung und Aufwertung, kurz die Inwertsetzung von Immobilien, steigen die Mieten und es kommt nicht selten zu einem Imagewechsel ganzer Stadtteile. Betroffen sind in der Regel die eh schon schlechter gestellten oder entrechteten Menschen wie Geflüchtete oder SeniorInnen. Diese Entwicklung ist für uns nicht hinnehmbar und wir wollen nach Wegen suchen aktiven widerstand gegen eine Stadt zu leisten die sich immer mehr zum Standort anstatt zum Wohnort entwickelt. Fakt ist, die kapitalistische Verwertung unseres Wohn- und Lebensraumes hat lange begonnen und wird von der Politik wie aktuell am Areal-C in der Nordweststadt zu sehen, unterstützt."

Ort:
Falken Cafe Planwirtschaft
Werderstraße 28
76131 Karlsruhe
Zeit:
Workshop 17:00 Uhr
Vortrag 20:00 Uhr
Veranstalter:
Bündnis Recht auf Stadt Karlsruhe
Libertäre Gruppe Karlsruhe
Rosa-Luxemburg Club
Alert|a Pforzheim
SJD- Die Falken Karlsruhe

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