Rubrikübersicht | Impressum | 06. Mai 2024


Leserbriefe

Beschäftigtenbefragung der IG Metall Pforzheim 2020

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Breite Zustimmung für die Tarifforderungen in den Betrieben der Region

· Deutliche Mehrheit sieht in der Vier-Tage-Woche ein wichtiges Instrument der Beschäftigungssicherung
· Klare Mehrheit für eine Erhöhung der Entgelte
· Viel Kritik an Informationspolitik und Strategielosigkeit der Arbeitgeber
· Große Verunsicherung angesichts der Krise, aber auch hohe Bereitschaft, sich solidarisch zu engagieren

Pforzheim/EnzkreisMit der Forderung für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie trifft die IG Metall den Nerv der Belegschaften in Pforzheim und demEnzkreis. Das zeigenach Angaben der IG Metall Pforzheim die Auswertung der großen Beschäftigtenbefragung in der Region.

„Die Befragungsergebnisse untermauern, dass wir mit unserer Tarifforderung richtigliegen. Die Meinung von 859 Befragungsteilnehmerinnen und Teilnehmer in Pforzheim und dem Enzkreisuntermauern dies.

Beschäftigte bei Witzenmann und Mahle sowie vielen anderen Betrieben der Region geben unseren Forderungen zusätzlich Gewicht", erklärt die 1. Bevollmächtigte der IG Metall Pforzheim, Liane Papaioannou. Eine große Mehrheit der Befragten spricht sich für Beschäftigungssicherung, Zukunftstarifverträge und die Stärkung der Einkommen aus. „In der anstehenden Tarifrunde stellen wir damit die Themen nach vorne, die an der Basis vor Ort besonders intensiv diskutiert werden, und teilweise in einzelnen Betrieben der Region bereits verhandelt werden."

Große Zustimmung findet die Absenkung von Arbeitszeiten, um Beschäftigung zu sichern. Dabei ist, etwa bei Kurzarbeit, auch der finanzielle Ausgleich von Bedeutung. Schon jetzt hat der noch junge Vorschlag einer Vier-Tage-Woche mit teilweisem Entgeltausgleich in der Region hohe Zustimmungswerte. Rund zwei Drittel der Befragten sehen in ihr ein wichtiges oder sehr wichtiges Instrument der Beschäftigungs- und Zukunftssicherung. Dies war schon bei einer Blitzumfrage bei Betriebsratsvorsitzenden im Sommer der Fall, so der Sprecher der IG Metall Pforzheim, Arno Rastetter.

Zukunft sichern durch Investitionen und Qualifizierung
Unter den Befragten im Bereich der IG Metall Pforzheim gibt es eine hohe Zustimmung für Zukunftstarifverträge mit Investitions-, Produkt- und Standortzusagen und zwar über alle Beschäftigtengruppen hinweg. Für rund 90 Prozent sind solche Zukunftstarifverträge „wichtig" oder „sehr wichtig". Auf noch größere Zustimmung trifft die Forderung nach Zukunftssicherung durch Qualifizierung, wofür sich fast 95 Prozent aussprechen. „Die Beschäftigten wissen: Qualifizierung ist ein zentrales Instrument zur Beschäftigungssicherung in der Transformation", so die 1. Bevollmächtigte der Pforzheimer IG Metall.

Bereits zu Beginn der Pandemie wurde ein weitreichender Standort- und Beschäftigungstarifvertrag beim größten Arbeitgeber in Pforzheim, der Firma Witzenmann abgeschlossen,der die Beschäftigten in Sicherheit durch die Pandemie und darüber hinaus trägt, und Investitionen in hoher zweistelliger Millionenhöhe auch in Krisenzeiten sichert.

Aber auch in mehreren kleineren Betrieben wurden Standort- und Beschäftigungszusagen vereinbart. Rastetter von der IG Metall Pforzheim nennt Saacke, Schroff und Mapal WWS als Beispiele. Bei Mapal WWS konnte das Thema Qualifizierung so stark gemacht werden, dass es nun zahlreiche Interessenten aus dem Bereich der An- und Ungelernten gibt, die gefördert über die Agentur für Arbeit eine Berufsausbildung nachholen wollen. Das Beschäftigungsverhältnis bei Mapal WWS bleibt in der Zeit der Ausbildung bestehen, an der Vergütung ändert sich nichts.

Die Ergebnisse zeigen aber auch deutlich: Eine Entgelterhöhung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Für rund 60 Prozent der Befragten ist dieses Ziel „sehr wichtig" oder „wichtig" - zumal damit Einkommen gestärkt, aber auch Beschäftigungssicherung finanziert wird.

Arbeitgeber mit Nachholbedarf bei Kommunikation und Strategie
Angesichts der Pandemie und der damit einhergehenden Wirtschaftskrise sind viele Beschäftigte stark verunsichert. Diese Verunsicherung wird durch die mangelhafte Informationspolitik vieler Arbeitgeber noch verstärkt: Während sich 93 Prozent der Beschäftigten in unserer Region hinreichend über die wirtschaftliche Lage und die Zukunftsaussichten ihres Betriebs informiert fühlen, vermissen sie eine langfristige strategische Ausrichtung: Der Aussage, dass es in ihrem Betrieb eine konkrete Strategie für die langfristigen Herausforderungen des Strukturwandels gibt, stimmen nur 32 Prozent der Befragten zu, das ist auch deutlich weniger als im Bundesvergleich und somit eine enorme Herausforderung für die Betriebe in der Region, so Liane Papaioannou.

Verunsichert, aber handlungsbereit und solidarisch
Trotz aller Sorge und Verunsicherung zeigen sich die Beschäftigten handlungsbereit: Bestes Beispiel dafür sind die Beschäftigten bei Karl Klink, die sowohl die Tarifbindung wieder herstellen wollen und darüber hinaus Beschäftigungszusagen erreichen wollen. 70 Prozent der Beschäftigten sind davon überzeugt, betriebliche Herausforderungen solidarisch meistern zu können. Groß ist auch die Bereitschaft, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Nachbarbetriebe für die Zukunft der ganzen Region zu kämpfen.

„Die Ergebnisse zeigen: Die Beschäftigten sind sich der Tiefe der Rezession und der Wucht des Wandels bewusst. Sie brauchen Sicherheit in Zeiten des Umbruchs, sie fordern Perspektiven für die Arbeitswelt von Morgen", so das Fazit von Liane Papaioannou mit Blick auf die regionale Auswertung der Befragung.

Die Befragung
Ziel der Befragung unter dem Motto „Kurs bestimmen" war es, Meinungen, Haltungen und Bewertungen zu arbeitsweltlichen und politischen Fragen repräsentativ zu erheben und auszuwerten. Teilnehmen konnten alle Beschäftigen im Organisationsbereich der IG Metall, unabhängig von einer Mitgliedschaft. Bundesweit nahmen im Zeitraum vom 21. September bis 13. November 2020 rund 250.000 Kolleginnen und Kollegen teil. Im Bereich der IG Metall Pforzheim beteiligten sich 859 Beschäftigte an der Befragung. Die Vergleiche zwischen Geschäftsstelle und Bund beziehen sich in den beigefügten Materialien immer auf Pforzheim einerseits und der gesamten Bundesrepublik andererseits.

PM/igm

09.12.2020

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